Nach den fatalen Ereignissen in 2016 sollte der Jahresabschluss zumindest ein Highlight werden. Anstelle von Regen, Schnee und nasskalter Luft bot es sich an, über die Feiertage nach Tunesien in die Sahara zu fahren. In diesem Jahr klappte es auch endlich mit Marco Eckert und Caro-Adventure, an einer seiner berühmten Sand-Satt Touren teilzunehmen. Die Buchung der Fähre erfolgte in Eigenregie, nachdem AMR in 2016 die Pforten geschlossen hatte. Das Reisebüro des Vertrauens in Braunschweig lehnte die Buchung Aufgrund vieler Kundenbeschwerden mit der tunesischen Reederei CTN ab. Hey, es geht um einen Transport von A nach B, nicht um eine Kreuzfahrt durch das Mittelmeer. Schließlich konnten die Fährtickets über ein freundliches Reisebüro in Hannover per E-Mail geordert werden.
Tag 1 – Anreise – 1005 km
Von den Urlaubstagen aus 2016 waren nicht mehr viele vorhanden. Von daher musste die Anreise zum Treffpunkt mit der Gruppe südlich von Mailand Nonstop an einem Tag erfolgen. Morgens früh um 05:00 begann die Fahrt ins Abenteuer Sahara. Andere Teilnehmer der Gruppe waren bereits einen Tag zuvor gestartet und hatten locker ein Treffen bei Lindau vereinbart. Mit nur 3 kurzen Stopps konnte die Gruppe jedoch am Sankt Bernadino Pass eingeholt werden und es ging im Konvoi die letzten Kilometer zum Treffpunkt: Ein kleiner abgelegener Parkplatz eines Freibads südlich von Mailand, der zu dieser Jahreszeit verlassen sein sollte. Es war ordentlich kalt. Bis auf einen Teilnehmer war die Gruppe komplett. Also gingen wir ins Dorf um eine Pizza zu essen und auf den letzten Teilnehmer zu warten. Die Stimmung war gut und es stellte sich heraus, das der letzte Teilnehmer dann doch mittlerweile am Treffpunkt angekommen war.
Tag 2 – Fährtransfer – 113 km
Am nächsten Morgen konnten wir uns schließlich dem letzten Teilnehmer vorstellen. Eine homogene Truppe je zur Hälfte mit 3 Defendern und 3 Toyota HZJ zuzüglich des 110ers unserer Guides Ecki und Daniela. Gefühlt war es knapp über 0 Grad. Zudem war die komplette Region in den typischen Nebelschleier gehüllt. Also nichts wie los auf die Autobahn nach Genua. Den Hafen erreichten wir rechtzeitig, der Stau bei der Zufahrt aufs Hafengelände war auch kleiner als erwartet.
Wir parkten die Autos wie alle anderen auch in der Schlange vor der Fähre, um die Bordkarten für die Fähre abzuholen. Nachdem sich in der Schlange an den Schaltern nichts bewegte stellten wir fest, das diese noch gar nicht besetzt waren. Also gingen wir über die Hochbrücke in das dem Hafen gegenüberliegende Einkaufszentrum COOP, um ein wenig Proviant für die Fahrt einzukaufen und die letzten Espressi zu genießen. Zurück im Gebäude der Reederei hatte sich die Schlange am Schalter verflüchtigt und wir erhielten ohne Verzögerung die Bordkarten. Das Boarding der Fahrzeuge hingegen verzögerte sich ewig, warum auch immer. Anstelle 14:00 Uhr legte Tanit dann 18:30 in Genua ab.
Tag 3 – Fähre und Hammamed – 78 km
Die Tanit ist die neuste Fähre der tunesischen Reederei CTN und eigentlich gut in Schuss gewesen. Der Captain gab Vollgas und konnte ein wenig Zeit wieder gut machen. Um 16:00 legten wir am Hafen von Tunis an. Unsere Guides Marco und Daniela hatten während der Überfahrt die Einreiseformalitäten für uns erledigt. Für den Zoll, die Einreise und die Fahrzeuge hatten wir alle Zettel ausgefüllt und gestempelt beisammen. Sogar die 30 Dinar Wertmarke für das Fahrzeug war im Zettel eingeklebt. Wir mussten also nur noch durch die Terminals – am liebsten ohne Verzögerung. Den schwarzen Peter hatte hier Dirk mit seinem 90er Defender gezogen, der mit seinem Auto noch durchs Röntgen sollte. Vom Hafen Genua aus ging es auf die Autobahn ins ca 60 km entfernte Hammamed, wo wir in einem Hotel übernachten wollten. Dani und Ecki hatten hier einen Luxustempel rausgesucht, in dem man es durchaus ein paar Tage länger aushalten könnte. Unbeantwortet bleibt die Frage, weshalb die Straßen im Hotelviertel so leer waren. Mittlerweile war es 20:00 Uhr durch, zudem war ein ziemlicher Wind mit Regenschauern am toben. Die wahrscheinlich richtige und traurige Antwort auf die Frage: Der Tourismus hat sich wegen des Medienhypes zu Terroranschlägen noch nicht wieder erholt. An diesem Abend erfuhren wir auch, das ein Besuch des Berliner Weihnachtsmarktes sich als eindeutig gefährlicher als ein Urlaub in Tunesien herausstellte.
Tag 4 – Von Hammamed nach Douz – 475.7 km
Ein weiterer Transfertag heute. Ausgeruht vom Tag auf der Fähre und dem sehr guten Hotel machten wir uns morgens früh auf den Weg in Richtung Douz. Immherhin 450 km. Wir mussten feststellen, das es in der Nacht und den Tagen zuvor ordentlich geregnet haben musste, denn auf dem Weg zur Autobahn waren einige Straßen überflutet. Um Zeit zu sparen, nahmen wir die Autobahn entlang der Küste, so lange es ging. Mit einigen Kaffeepausen erreichten wir kurz vor Sonneruntergang Douz und checkten auf dem Camping Desert im Zentrum von Douz ein.
Die Küchenkiste blieb heute noch geschlossen. Bei Brik und halbem Hähnchen stimmten wir uns auf die folgenden Tage ein. Auf der Fahrt nach Douz verabschiedetet sich mal wieder ein Lichtschalter am Defender. Erster (und letzter) Vorsatz für 2017 somit gefasst: Die Lichtschalte in der Büchse endlich mal auf Relais umrüsten. Vor dem Schlafengehen war der Lichtschalter dann aber schnell gewechselt.
Tag 5 – Ab in die Wüste – 88,2 km
Wir machen Urlaub und sind nicht auf der Flucht. Ab sofort sollte es morgens zwischen 09:00 und 09:30 eine Morgenandacht unserer Guides geben. Für heute Stand vorerst das Bunkern von Vorräten auf dem Programm. Schließlich wollten wir die kommenden 8 bis 9 Tage in der Wüste verbringen. Als machten wir uns auf den Weg zum Markt um Obst und Gemüse zu besorgen. Beim Fleischer besorgte Dirk uns eine Riesenportion Dromeda Fleisch für einen gemeinsamen Grillabend. Aufmuninitioniert fuhren wir gegen 11:00 an das südliche Ende von Douz, um auf unseren Aufpasser Ali zu warten.
Führerpflicht: Auch wenn Ecki seit bestimmt 20 Jahren mehrmals im Jahr in der Wüste Tunesiens unterwegs ist und diese wie seine Westentasche kennt, erhielt er die Genehmigung für eine Gruppenreise ins Sperrgebiet nur mit Begleitung. Aus welchen Gründen auch immer. Ali und sein Fahrer Ali erschienen pünktlich am Treffpunkt mit eigenem Fahrzeug (Toyota HZJ). In den kommenden Tagen würden sie unser Schatten sein um auf uns aufzupassen. Wir waren die 1. Gruppe für Ali in der Saison 2016/2017, die er begleiten musste.
Am Treffpunkt mit Ali waren wir ein wenig zu früh, also bestellten wir uns noch einen Kaffee bzw. Tee. Die Jungs dort hatten es in den 50 Minuten allerdings nicht geschafft, uns die 10 Kaffee zu machen. Welcome to Tunisia, so werdet ihr nie auf einen grünen Zweig kommen. Also los jetzt ab in die Wüste. Wir folgten der Piste nach Ksar Ghilane und bogen am Jebil Nationalpark in Richtung Süden in Richtung Sand ab. Am Cafe “Am Park” bekamen wir dann doch noch alle einen Kaffee.
Bis auf Oemer hatten wir anderen alle schon Sahara Erfahrung. Er frohlockte “Endlich Offroad” und wir entgegneten, warts ab, die Piste hier ist bisher nur die Autobahn”.
Und so kam was kommen musste. Es dauerte nicht lange bis die ersten Dünen kamen und Bergegurte ausgepackt werden musste. Mit dem Luftdruck ging es runter auf 0,6 bis 0,8 Bar. Ebenfalls schnell wurde klar, das die eigentlich guten Reifen an Oemers Buschtaxi viel zu klein dimensioniert waren. Er fuhr mehr “im” als “auf” dem Sand. Schon am ersten Tag hatten wir viele Bergungen und Schräglagen kurz vor knapp. Der 1. Tag in der Wüste hatte auch gleich die ersten technischen Defekte zur Folge: Bei einem Bergeversuch des schweren Toyo von Oemer scherte an Eckis Defender die Steckachse hinten links ab. Gut das er Ersatz dabei hatte. Den fehlenden Sprengring zur Fixierung der Steckachse konnte ich beisteuern. Während wir uns den Rest des Tages durch den Sand wühlten, zog Ecki nur mit 2-Rad Antrieb Kreise um uns … unfassbar.
Tag 6 – Heute fahren wir in den Sand – 34,4 km
Nach Frühstück und Morgenapell ging es noch nicht gleich weiter in Richtung Süden. Das Innenleben von Oemers Toyota hatte es gestern auf den ersten Dünen sprichwörtlich auf links gezogen. Alles musste aus dem Auto raus, neu verpackt und Schubladen und Türen zusätzlich fixiert bzw. verschlossen werden. Für mich kein Problem … an diesem Morgen gab es halt ein / zwei Kaffee mehr zu trinken.
Zu unserer Verwunderung hatte es die Tage zuvor auch in der Wüste geregnet. Der Sand war also weniger weich und pulverig, es knallte beim Anfahren der Dünen bzw. überfahren der Dünenspitzen doch recht ordentlich im Auto. Wir gewöhnten uns langsam an das Auf- und Ab und machten stetig Fortschritte.
Gegen Mittag erreichten wir den Berg Tembaine südlich des Jebill Nationalparks. Hier freuten wir uns noch einmal über den bereiteten Tee / Kaffee vom Betreiber des Kaffees. Die Büchse von Volker stank irgendwie nach Diesel. Eine Schlauchschelle an den Zusatztanks war verrotet, weshalb hier und da ein wenig Diesel auslief. Dies hatten wir schnell wieder repariert. Weiter ging es in Richtung Süden und tiefer in die Sahara hinein.
Am Abend bauten Uwe und Nicole ihren großen 3-Bein-Grill auf und wir grillten für alle das Dromeda Fleisch, das wir zuvor in Douz gekauft hatten. Abends gesellten sich auch unsere Aufpasser Ali und Ali mit ans Feuer. Es stimmte mich traurig zu erfahren, das wir die 1. Gruppe in der Saison waren, welche die beiden begleiten mussten.
Tag 7 – Heute Strand – 13,6 km
Die Abfahrt nach dem Frühstück gelang heute mal recht pünktlich um 09:00 Uhr. Kurs Süd-Ost ! Die Dünen wurden höher und der Sand wurde weicher. Gleich nach dem Start vom Übernachtungsplatz im Tal heraus benötigten wir 3 Anläufe, um das Dünen Hochplatteau zu erreichen. Immer mussten wir uns gegenseitig an den Haken nehmen, um vorwärts zu kommen. Die Schadenserie setzte sich bei den Teilnehmern fort. Mehr oder weniger gleich nach der Abfahrt riss an Volkers Defender hinten rechts der Stoßdämpfer in einer leichten Verschränkung ab. Die Dämpfer waren 2 Wochen vor Reiseantritt neu ins Fahrzeug gekommen. War es ein Materialfehler, waren die Dämpfer zu kurz oder waren sie schlichtweg von mieser Qualität? Mit Spanngurten improvisierten wir Achsfangbänder. Volker musste in den nächsten Tagen extrem vorsichtig mit nur einem Dämpfer weiterfahren.
“Überflüssiges am Fahrzeug fällt eh irgendwann ab” – oder wie sagt man? So geschehen an Oemers Toyota mit dem 60l Wassertank, der hinten am Auto im Rahmen montiert war und sich bei einer Bergung mit Kinetikgurt einfach abschüttelte und im Sand liegen blieb. Bei der Bergeaktion sprang an Oemers Troopy ebenfalls ein Reifen von der Felge, den Ecki mit viel Gefühl und ohne Bremsenreiniger und Feuerzeug wieder aufgezogen bekam. Für mich persönlich war es ein Deja vu, den beim letzten Besuch vor 2 Jahren schüttelte ein HZJ seinen Endtopf ab, den ich für den Rest der Tour auf dem Dachgepäckträger spazieren fuhr … dieses mal also einen Wassertank aus Edelstahl.
Ecki belohnte uns für die Strapazen des Tages jedoch zum Ende des Tages mit einer Abfahrt von einer sehr großen Düne. Laut GPS ging es über 60 Meter – quasi senkrecht im freien Fall – herab ins Tal. Neben dem Nervenkitzel der Abfahrt war die Rundumsicht von oben wunderschön. Im Camp am Feuer diskutierten wir an diesem Abend geostationäre Orbite und Sternbilder.
Tag 8 – Wir fahren zum See – 15 km
Am gestrigen Tage hatten wir nicht so viele Kilometer geschafft. Das Zwischenziel, der verlorene See “Ain Ouadette”, konnten wir heute theoretisch schaffen. Bei Erdölbohrungen wurde vor einigen Jahren eine Wasserader angebohrt. Seitdem sprudelt das 30°+ warme Wasser aus dem Boden, um wenige Meter weiter gleich wieder zu versickern.
Abflug heute dann 09:30, Ecki war wieder nicht soweit 😉 Wir performten heute auch nicht besser als den Tag zuvor und schafften nur ein paar Kilometer. Nicht das wir es eilig hätten, aber das finden einer Route durch die Dünen, die alle Fahren konnten benötigt nun mal Zeit. Dazu kamen auch immer wieder die Bergungen von Oemers Buschtaxi oder Volkers Defender, der quasi mit angezogener Handbremse fahren musste. Wir campierten in Dünen. Nur noch ein oder 2 Dünenhügel, dann würden wir den See erreichen.
Tag 9 – Heiligabend – 9,6 km
Heute am Heiligabend würden wir also wieder einmal Wasser zu Gesicht bekommen. Die letzten Kilometer zum See konnten wir ohne Probleme zurücklegen. Am See angekommen stellten wir fest, das bereits ein paar Tunesier mit ihren Offroadern den See über die normale Route über Ksar Ghilane erreicht hatten. Die machten es sich eben mit einer Flasche Wein im Wasser gemütlich. Wir beschlossen daher, weiter nach Süden zu fahren und morgen noch einmal am See vorbeizuschauen, denn den wollten wir für uns allein.
Bereits seit einigen Tagen hatte sich etabliert, das Dirk und ich mit unseren Defendern hinten im Convoi hinter Volker fuhren. Dabei hatten wir immer ein Auge auf seine geflickte Hinterachse. Auf keinen Fall durfte die Feder oder der Spacer in Wüste verloren gehen. Einer steilen Auffahrt von ca 4 Meter folgte eine kleines flaches Stück samt Verschränkung, in der sich Volker festfuhr. Nach dem Aufstieg war einfach nicht mehr genug Momentum vorhanden, um die Passage zu durchqueren. In der Verschränkung riss dar Spanngurt, Feder und Spacer knallten aus den Halterungen. Dirk und ich bemühten uns, den Defender aus der Position zu bekommen und halfen, mit dem Spanngurt erneut ein Achsfangband zu bauen.
Die anderen waren schon weitergefahren, als wir nur über Funk informiert wurden, das Oemer scheinbar 2 Dünen weiter seinen Toyota auf der Seite abgelegt hatte. Schock ! Vater und Sohn waren glücklicherweise wohlauf. Wie war es dazu gekommen ? Ganz einfach, ein Fahrfehler – die Düne war nicht in der Fallline angefahren. Mit den Winden an den anderen Fahrzeugen konnten die anderen den HZJ wieder auf die Räder stellen. Offensichtliche Schäden: Ein paar Beulen an der Seite und die Scheibe der Fahrertür war zerdeppert. Der Motor ließ sich mit der Knarre ordentlich frei drehen. Also war vermutlich kein Öl in die Zylinder gelaufen. Wir betätigten den Anlasser einmal kurz, das klang dann nicht mehr so gut und wir entschieden die Glühkerzen sicherheitshalber zu entfernen. Steffen – seines Zeichens Ingenieur in der Fahrzeugentwicklung und selbst Toyota Fahrer – hatte die Glühkerzen in Nullkommanichts entfernt. Die Kerzen in Zylinder 4 und 5 waren tatsächlich feucht, also drehten wir den Anlasser mit den ausgebauten Glühkerzen, um das Öl aus den Brennkammern zu bekommen. im Motorraum und unter dem Auto entstand eine ziemliche Schweinerei, die wir mit Bremsenreiniger wieder einigermaßen in Ordnung brachten. Die Daumen waren bei allen gedrückt, nachdem alles wieder zusammengeschraubt war. Mit einer blauen Rauchwolke sprang der 4 Liter Saugdiesel an und lief wieder ohne weitere Schäden. Uns allen viel ein Stein vom Herzen, das die Tour weitergehen konnte.
Für heute ging es nur noch herunter ins Tal, morgen ist ein neuer Tag.
Tag 10 – Heute mal wieder Strand – 14,7 km
Nach dem Frühstück fuhren wir wieder zurück zum verlorenen See. Nun hatten wir diesen für uns allein. Also rein in die Badehose und etlichen Tagen wieder Wasser am Körper. Wir genossen das Bad. Auch wenn wir es nicht wahrhaben wollten, wir mussten auch schon an den Rückweg denken. Da wir nur moderat Strecke gemacht hatten, war der Sprit weniger das Problem. Wir mussten schlichtweg zurück, denn einige der Gruppe mussten ja zurück auf die Fähre, wohingegen ein anderer Teil der Gruppe sich ebenfalls für die 2. Tour angemeldet hatte.
Nachdem wir alle nun auch gut unterwegs waren, trennten wir uns teilweise auch: Ecki fuhr mit Oemer zusammen die entschärfte Route Nordost in Richtung Dekamis Berge. Wir anderen sollten uns selbst den Weg suchen. So wechselnden wir uns alle mal mit der Führungsarbeit ab. Allein vorweg zu fahren, war gar nicht so einfach. Ob der Sand hart oder weich und damit unfahrbar war kann man dem Sand selbst so gut wie nicht ansehen. Wichtiger für die Wahl des Weges ist , ob eine Kante in der Nähe ist und ob es sich die Wind abgewandte oder zugewandte Seite der Düne handelt. Zudem war es nie zu 100% klar, wie es hinter der Düne aussah. Wir alle hatten damit so unsere Probleme aber stellten uns gerne der Herausforderung.
Die Küche im Camp blieb heute Abend einmal kalt, dafür heizte uns Dirk mit dem mitgebrachten Glühwein Abends am Feuer wieder erneut ordentlich ein.
Tag 11 – Immer am Strand lang – 23,3 km
Auch heute hieß es wieder “Fahrt ihr mal vor”. Mein 1. Stint endete bereits nach 100 m in einer Auffahrt auf ein Hochplateau. Nix ging mehr und ich war satt, wer anders sollte hier die Spur legen. Beim 2 Stint später am Tage lief es eindeutig besser und ich konnte etliche Kilometer lang eine für alle fahrbare Spur legen. Wir machten zusammen ordentlich Meter. Ein Zwischenstopp bei den Dekamis Bergen nutzen wir, um vielleicht ein paar versteinerte Korallen am Berghang zu finden; leider erfolglos. Wir schlugen vor, das Oemer ja jetzt auch einmal vorfahren könnte. Wie aus der Pistole geschossen zitierte Ecki die 1. goldene Regel beim Offroaden in der Wüste :
Fahre niemandem hinterher, der seine Seitenfenster mit Ducktape repariert hat.
Da mussten wir alle lachen und Dirk ergänzte die 2. Wüsten Offroad Regel:
Fahre niemandem hinterher, der abgefallene Teile seines Autos auf dem Dachträger eines anderen transportieren muss.
Das Lachen fing langsam an weh zu tun … und Oemer konnte trotz allem mitlachen – Hut ab.
Heute wählten wir einen Lagerplatz oben auf den Dünen in einem sehr kleinen Kessel. Mit den letzten Resten an Paprika, Zwiebel und Kartoffeln versuchte ich mit der Muurikka für alle eine Gemüsepfanne hinzubekommen. So schlecht war das gar nicht gelungen. Eine Wüstenmaus konnte mit den Essensresten allerdings nichts anfangen. Trotz der zu Beginn guten Stimmung entwickelten sich an diesem Abend sehr heiße Diskussionen. Vielleicht lag es ja an dem kleinen Kessel rund um die Feuerstelle in dem wir saßen, das beim einen oder anderen mehr als Leidenschaftlich diskutiert wurde.
Tag 12 – Die letzte Nacht im Sand – 38,2 km
Es ging weiter in Richtung Norden östlich am Tembaine vorbei in Richtung Douz. Die Dünen waren mittlerweile weider flacher und einige Abschnitte Piste bzw. Steinwüste war auch schon wieder dabei. Zeit, den Luftdruck der Reifen wieder auf 1 Bar+ zu bringen. Wir fuhren östlich des Jebill Nationalparks in Richtung Norden, um die letzte Nacht in den Dünen verbringen zu können. Als ob Volkers Defender sich gegen den Weg aus Dünen währen wollte, riss kurz vor dem Ende auch noch der 2 Dämpfer an der Hinterachse des 110er. Dieser war jetzt mal überhaupt unfahrbar und schaukelte sich unvorhersehbar bei den kleinsten Bodenwellen so derart auf, das die Hinterachse zeitweise in der Luft hing. Gut das wir morgen nur noch auf Piste zurück nach Douz fahren mussten. Schneller als 40 konnten wir allerdings auch nicht fahren.
Am Abend schafften wir dann endlich, Dirks schier unendlich vorhandenen Glühwein-Vorrat zu vernichten. Holz für ein Feuer gibt es soweit nördlich auch nicht mehr wirklich. Gut das Dirk sich rechtzeitig ein paar Wurzeln auf das Dach geschnallt hatte. Nicole sei Dank wurden wir heute mit Brotteig versorgt und am Feuer gab es somit auch noch Stockbrot.
Tag 13 – Zurück nach Douz – 75,2 km
Mit Tempo 40 fuhren wir die Piste zurück nach Douz. Schneller ging es wegen Volkers Defender einfach nicht. Die an der Piste gelegenen Kaffees nutzen wir gerne für eine Pause. Wieder zurück auf dem Desert Camping in Douz begannen wir umgehend, uns die Wunden zu lecken: Volker musste beide Dämpfer schweissen lassen. Für Oemer benötigten wir eine Seitenscheibe aus Plexiglas oder Macrolon, damit die Heimfahrt erträglich sein würde. Auf dem Campingplatz musste ich ebenfalls feststellen, das meine Spurstange krumm war. Beim vorausfahren einige Tage zuvor hatte es einmal einen ordentlichen Schlag in der Lenkung gegeben, als ich über einen Grasbüschel hinter einer Düne gedonnert bin. Hier musste sich die Spurstange kalt-verformt haben. Während die einen den Warmwasservorrat der Duschen am Campingplatz vernichteten, machten wir anderen uns auf den Weg in die Stadt. Ein Schlosser war schnell gefunden, der die Dämpfer schweissen konnte. Die Arbeit sah allerdings nicht so wirklich gut aus. Der Glaser hatte eine Ersatzscheibe für Oemers Buschtaxi schnell geschnitten. Für das Richten der Spurstange wurden wir an eine Werkstatt ein wenig außerhalb des Zentrums von Douz verwiesen. Auch wenn der Aus- bzw. Einbau des Spurstange ein wenig dauerte (es fehlte der passende Schraubenschlüssel und der Sohn des Inhabers hatte es zudem nicht wirklich eilig) wurde die Stange selbst dann mit größtmöglichester Sorgfalt an einer 10t Presse gerichtet.
Die Hingabe in der Werkstatt veranlasste uns, die Dämpfer von Volker hier ebenfalls noch ein 2. Mal schweissen zu lassen. Diese mussten schließlich den 2. Turn durch die Sahara sowie den Rückweg irgendwie überleben. Gegen 19:00 Uhr waren wir hungrig zurück im Camp. Zum Abendbrot gab es erneut Brik und ein halbes Hähnchen.
Tag 14 – Retour nach Hammamed – 444,9 km
Kurz nach 09:00 rollten Oemer, Steffen und ich zusammen mit Ecki vom Camping in Douz in Richtung Hammamed. Die anderen 3 aus unserer Gruppe hatten das Glück, einen weiteren Turn durch die Sahara drehen zu dürfen. Die nächsten 4 Tage waren Uwe+Nicole, Dirk und Volker auf sich allein gestellt, bis Ecki und Dani uns im Hotel abgeliefert und die Teilnehmer der neuen Gruppe von der Fähre abgeholt hatten. Die 400+ Km fuhren wir dieses mal nicht über die Autobahn sondern über Landstraße zurück nach Hammamed. Zwischendurch hielten wir nur für ein leckeres Baguette in Ben Khelifa und erreichten das Hotel rechtzeitig gegen 17:00 Uhr. Ich schaffte es nicht, den Warmwasservorrat des Hotels unter der Dusche zu verbrauchen, denn schon für 19:00 hatten wir uns zum Abendessen verabredet.
Tag 15 – Tunis und Fähre – 78 km
Wir verabschiedeten uns bei Ecki und Dani 07:30 morgens im Hotel. Den Weg zum Hafen sollten wir auch allein finden. Zudem wollten wir den beiden auch mal wieder ein wenig Zeit für sich gönnen, bevor die neue Tour mit den neuen Teilnehmern beginnt. Abgesehen von einem defekten Drucker beim Checkin für die Bordkarten kamen wir sehr gut auf die Fähre. Zurück nach Europa sollte uns die Fähre “Carthage” bringen, die deutlich älter und abgerockter war als die Tanit auf der Hinfahrt. Beim nächsten Mal also nach Möglichkeit beide Strecken mit der Tanit fahren. Die Fähre legte nach tunesischer Zeitrechnung sehr pünktlich 12:45 im Hafen von Tunis ab, die Überfahrt sollte 22h dauern.
Tag 16 – Sylvester bis Frankfurt / Main – 807 km
Die Carthage legte pünktlich gegen 11:00 Uhr im Hafen von Genua an. Schwierigkeiten bei der Einreise nach Europa waren jetzt nicht mehr zu erwarten. In der Schlange am Zoll stellte Oemer fest, das der Toyo ein wenig warm lief. Steffen bemerkte parallel, das es unter dem Auto Oemer ein wenig tropfte. Wie sich herausstellte, war ein Wärmetauscher der Heizung undicht und verlor Wasser. Noch im Hafen füllten die beiden 4 Liter Kühlwasser auf. Die Leckage muss jedoch schon vor dem Kipper in der Wüste vorhanden gewesen sein. Denn auch dort füllten wir bereits 2l Kühlwasser im Motor nach.
Oemer wollte uns auf der Rückreise nicht aufhalten und bat darum, das auf ihn keine Rücksicht zu nehmen sei. Also machten Steffen und ich uns auf den Weg in Richtung Gotthard, um schnell wieder nach Hause zu kommen. Als Zwischenstopp und Dinner hatte ich mir das Ace Cafe in Luzern bereits Wochen vor der Tour ausgeschaut. Auch wenn Abends eine Gala Sylvester Party geplant war, sollte für 2 ausgehungerte Overlander gegen 16:30 doch ein ordentlicher Burger machbar sein. Leider Fehlanzeige, denn die Vorbereitungen für die Party liefen bereits auf Hochtouren.
Als wenn der knurrende Magen nicht ausreichen würde, gab in Basel dann auch noch der Scheibenwischermotor am Defender den Geist auf. Die weitere Heimfahrt im Schneeregen ohne Scheibenwischer, läuft also super. Bereits wieder in Deutschland fanden wir dann nach dem 4. Versuch auch eine Autobahnraststätte, deren Küche trotz Sylvester in besetzt war. Steffen hatte mir zur Übernachtung seine Gästecouch angeboten, die ich gerne dankend annahm. Gegen 21:00 kamen wir in Hofheim bei Frankfurt an. Eine Kneipe für Sylvester konnten wir nicht mehr finden, so stießen wir mit Dosenbier von der Tankstelle auf das neue Jahr 2017 an.
Tag 17 – Wieder daheim – 363 km
Morgens 08:30 startete ich den letzten Stint von Frankfurt bis nach Hause im dicksten Schneegestöber, das sich glücklicherweise unmittelbar hinter Frankfurt wieder beruhigte. Ohne weitere Vorkommnisse oder Ausfälle schaffte ich es gegen 13:00 Uhr nach Hause.
Statistiken
Strecke: ca 2869 km
davon Strecke in der Sahara: ca 318 km
Verbrauch in der Wüste: ca 79l, d.h. Verbrauch um die 30l / 100km in den Dünen
Schäden:
Lichtschalter
Spurstange krumm aber gerichtet
Scheibenwischermotor
Bilder:
Video:
Ein Video folgt …