Im Frühjahr 2012 hat sich beim Offroad Training in Jänschwalde eine lockere Truppe zusammengefunden, die seitdem immer wieder Ausflüge in den einen oder anderen Offroadpark unternommen hat. Die End-Season Veranstaltung sollte nun ein langes Wochenende in Polen sein, um dort draussen in der Natur abschalten und neue gemeinsame Pläne schmieden zu können. Neben dem Greenlaning in Westpommern sollten Biberburgen erkundet werden und es galt die Letzte noch frei lebende Bison Herde in Europa zu finden. Die Hoteltour wurde von 4x4eastward.eu (mtm.inet.pl) organisiert und veranstaltet.
Anreise am Freitag
Gegen 09:00 machten wir uns auf den Weg auf die A2 gen Osten zum vereinbarten Treffpunkt kurz hinter der polnischen Grenze an der A11. Östlich von Berlin hatten wir Kontakt mit Stephan und Andreas aufnehmen können. Glücklicherweise befanden wir uns alle innerhalb einer halben Stunde Abstand auf der Autobahn, so dass wir ein Treffen auf einem Rastplatz um KM 25 auf der A10 organisierten, um den Rest der Strecke im Konvoi zurücklegen zu können. Dies war auch eine gute Entscheidung, denn gefühlte 20 km vor der polnischen Grenze ist der neue TD4 von Andreas (EZ 3-2012, 14000 KM) ins Notprogramm gegangen und wollte dieses auch nach Neustart auf einem Parkplatz nicht wieder verlassen. Das Schlimme daran ist, das sein Defender 3 Woche zuvor ähnliche Probleme bereitete und in dieser Woche frisch repariert aus der Werkstatt geholt wurde. Was also tun? Andreas hatte unsere Winterräder auf dem Dachträger dabei, das Auto musste zurück in die Werkstatt nach Weiden in die Oberpfalz und Andreas selbst hatte am Montag morgen einen wichtigen Termin in FFM. Also luden wir die Räder schnell um und alles andere Utensil wurde in den Defender von Stephan verfrachtet. Wir fuhren weiter um grade noch pünktlich am Treffpunkt sein zu können, während Andreas und Stephan auf den ADAC warteten, der den TD4 nach Eberswalde zu nächsten LR Werkstatt trailern sollte. Am Treffpunkt warteten (neben unseren Scouts Matthias und Theresa) auch Roman und Michael aus Hamburg sowie Stephan und Sven aus Düsseldorf, die wir bei einem Ausflug im Knüllwald kennengelernt hatten. Nach kurzer Begrüssung fuhren wir nur 30 km auf polnischer Autobahn weiter, bevor es gleich rechts ins Gemüse auf Wald, Feld und Wiesenwege ging. Das Ziel für heute war unsere Unterkunft in Orle, ohne dabei befestigte Strassen zu befahren. Aufgrund des Nebels fehlte ein wenig die Weitsicht, dennoch war Wälder und Wiesen in Ihrer naturbelassenen Form eindrucksvoll zu beobachten. Dazu gehörte, im ersten Dorf einem Bauern mit seiner Kuhherde hinterher zu fahren, die von der Weide in den Stall zum melken gebracht wurden. Ferner konnten wir auf den Feldern sehr viele Gruppen von Rotwild beobachten. Nach dem 10. Sprung innerhalb der ersten 90 Minuten haben wir allerdings aufgehört zu zählen. Neben der Anzahl an Ricken ist deren Größe auch schlicht beeindruckend. Hier wird die Natur sich selbst hinterlassen, und nicht zum Vorteil der Agrarwirtschaft manipuliert. In der Nähe von Klepino sind dann Stephan und Andreas wieder zu uns gestoßen und wir konnten die Reise durch Wald und Wiesen zu unserem Hotel fortsetzen. Gegen 18:00 erreichten wir dann das alte Herrenhaus, bezogen unsere Zimmer und ließen nach einem deftigen Abendessen den Tag bei einem Bier ausklingen.
Spurensuche am Samstag:
Nach einem deftigen Frühstück wurden gegen 09:30 die Motoren gestartet, um die Bisons zu finden. Die letzte Herde treibt sich westlich unseres Hotels (um Drwasko Pomorskie) in den Feldern und Wäldern umher. Übrigens haben Bisons und Wisente die gleichen Wurzeln. Durch die Trennung der Kontinalplatten haben sich in Nordamerika die Bisons weiterentwickelt, hier in Europa spricht man vom Wisent (Europäischer Bison). Das letzte freilebende Bisent wurde um 1927 in Europa geschossen. Erst durch Bemühungen einiger Zoos und Privatpersonen konnten um 1952 die ersten Tiere wieder ausgewildert werden. Ein Bulle kann vom Gewicht auf über 800 Kilo kommen, daher war entsprechende Neugier auf ein Treffen mit den Tieren vorhanden. Wegen des Nebelmonsters war die Sicht jedoch sehr eingeschränkt und wir konnten die Herde nicht ausmachen. Vermutlich hatten sich die Tiere wegen des schlechten Wetters auch in den Wald zurück gezogen. Einziger Beweis für das Vorkommen der Herde waren gigantische Nagespuren an einigen Baumwurzeln. Auf der Suche nach der Herde musste auch ein kleinerer Bach durchquert werden. Sofern sich die Möglichkeit ergab, nutzten wir die eine oder andere Möglichkeit für einen Offroadeinlage an kleineren Hängen. Entlang des Weges passierten wir immer wieder kleinere und grössere idylische Seen, die zu einer kurzen Rast einluden. Sofern die Seen durch Bäche gefüllt wurden, waren die Biber bzw. Ihre Staudämme und Burgen ebenfalls nicht weit. Hiervon konnte ebenfalls etliche gesichtet werden. Wir bekamen auch die mögliche Konsequenz der Staudämme zu spüren: Eine auf den ersten Blick idylische Wiese entpuppte sich auf den 2. Blick als Moorwiese, deren Durchquerung sich trotz MT Bereifung als schwierig darstellte. Unser neuer kinetischer Bergegurt hatte so eine erfolgreiche Feuertaufe bestanden. Nach einer kleinen Grillpause im Wald ging es zurück zum Hotel durch Wald und Wiesen. Auf dem Rückweg haben wir noch einen Bunker des Ostwalls besucht, dessen Begehung im Winter jedoch nicht möglich ist, da dieser von Fledermäusen als Winterquartier genutzt wird. Die dadurch gewonnene Zeit nutzten wir, um uns in einer kleinen Sandgrube auszutoben. Gegen 18:00 erwarte uns erneut ein exzellentes Abendessen im Hotel und die Erlebnisse des Tages sowie andere Geschichten wurden bis spät in die Nacht erzählt.
Trennung am Sonntag:
Gestärkt von einem weiteren deftigen Frühstück machten wir uns auf den Weg in Richtung Osten. Andreas, Roman und Michael mussten wegen des Jobs die Rückreise schon am Sonntag Mittag antreten. Zudem musste Andreas ja auch nach Hause fliegen da Defender kaputt … Daher stand pures Greenlaning auf dem Programm, um den Weg zurück nach Deutschland ein wenig zu verkürzen. Die Route ging an diesem Tag vermehrt durch kleine Dörfer und Siedlungen. Die (nicht vorhande) Infrastruktur auf dem Lande war hier insofern beeindruckend, das für Kinder die Schule und für die Erwachsenen sonstige Einrichtungen einfach nicht vorhanden sind, und alles mit einem Weg von mind. 30 km in die nächste größere Stadt verbunden ist. Wenn in dem einen oder andere Fenster kein Licht gewesen wäre, hätte man genausogut von Geisterhäusern sprechen können. Etappenziel war heute ein Sandberg, auf dem man sich offroadtechnisch ein wenig austoben konnten. Wir haben hier einen ersten Eindruck vom Fahren im Wüstensand gewinnen können. Nach der Mittagspause verabschiedeten wird die 3 Gefährten und machten uns über Wald und Wiesenwegen in einer großen Schleife zurück in das Hotel. Teresa und Matthias haben uns dann ebenfalls allein gelassen, da auch Sie am Montagmorgen wichtige Termine wahrnehme mussten.
Rückreise:
Gestärkt nach dem oppulenten Frühstück haben wir uns auf den Weg zurück zur Grenze gemacht. Trotz Vorgabe direkter Weg ohne Autobahn hat es uns überwiegend auf Asphalt zurück an die Grenze gebracht. Im nachhinein Gut das unser Garmin 276C am Montag Startschwierigkeiten hatte. Denn auch ohne Greenlaining im Wald waren die letzten erst gegen 21:00 wohlbehalten daheim angekommen. Weitere Ausflüge ins Gemüse hätten die Ankunft noch weiter verzögert.
Unterkunft:
Basis für unsere Ausflüge was das Hotel Orle. Das im Anfang des 20. Jahrhunderts erbaute Jagdschloss liegt mitten in Westpommern im kleinen Dorf Orle, mitten im Wald. Das alte Gebäude wurde liebevoll restauriert und als Hotel ausgebaut. Für Gäste öffnet das Hotel auf Anfrage seine Türen. Wer mitten in der Natur Urlaub machen und ungestört sein will, ist hier genau richtig.
Neben dem Wiedersehen lieb gewonnener Freunde haben wir die Unberührtheit der Natur in Polen kennen und lieben gelernt. Sicherlich werden wir hier weitere Reisen nach Westpommern unternehmen und hier bestimmt die fachkundige Führung der Scouts Matthias und Teresa von 4x4eastward.eu in Anspruch nehmen.
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